Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/00

Gestalttherapie für Menschen mit multipler Sklerose

von IGG

Das Institut für Gestalttherapie und Gestaltpädagogik e.V. (IGG) in Berlin hat in Zusammenarbeit mit der Stiftung LEBENSNERV eine Initiative gestartet, um MS-Betroffenen eine fundierte psychotherapeutische Hilfe anzubieten: Mehr als zehn erfahrene GestalttherapeutInnen haben sich als Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, tauschen regelmäßig ihre Erfahrungen aus und kooperieren mit der Stiftung LEBENSNERV. Das Projekt steht allen interessierten MS-Betroffenen aus Berlin und Umgebung offen. Sie haben die Sicherheit, von TherapeutInnen begleitet zu werden, für die MS kein Fremdwort ist und die sich kontinuierlich um ein tieferes Verständnis auch der Erkrankung bemühen.

Um zu verdeutlichen, was Gestalttherapie ist, sei hier aus dem Faltblatt zum Projekt der Abschnitt zu dieser Therapieform zitiert:

„Die Gestalttherapie ist ein psychotherapeutisches Vorgehen, in dem der Mensch als Einheit von Körper, Geist und Seele – eingebunden in ein soziales und ökologisches Umfeld – verstanden wird.

Gestalttherapie fördert die Begegnung mit der eigenen inneren Realität wie auch die Wahrnehmung der äußeren Realität in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, wenn bisher vermiedene Gedanken, Gefühle und Empfindungen bewusst erlebt und ‚unerledigte Lebenssituationen‘ abgeschlossen werden können.

Ziel der therapeutischen Arbeit ist, diese wenig beachteten oder unbewusst gewordenen körperlichen Empfindungen (Körperwahrnehmung, Umgang mit dem eigenen Körper) und Gefühle (Angst, Trauer, Hilflosigkeit u.a.) wieder mehr als Eigenes anzunehmen und der eigenen Persönlichkeit zu integrieren.

Gelingt dies, kann ein Prozess des persönlichen Wachstums angeregt werden, der die individuellen Handlungsmöglichkeiten im Kontakt mit der jeweiligen Umwelt erweitert und eine bessere Befriedigung persönlicher Bedürfnisse aufzeigt.

Lebenskrisen werden hier als Chance gesehen, vergangenes und aktuelles Leiden in einer existenziellen Begegnung (mit sich, der Vergangenheit, dem Gegenüber …) zu erleben, zu begreifen, anzunehmen und vielleicht auch zu heilen. Sie eröffnen oft einen tieferen Sinn für die eigene Existenz mit der Folge, dass Selbstheilungskräfte aktiviert und Selbsthilfepotenziale genutzt werden.”

Gleich zu Beginn einer Gestalttherapie innerhalb dieses Projektes ist Selbsthilfepotenzial gefragt, wenn es um die Finanzierung der Therapie geht: In jedem Einzelfall muss mit der jeweiligen Krankenkasse verhandelt werden. Die rechtlichen Bestimmungen ändern sich derzeit laufend. In jedem Fall lohnt es sich, sich sachkundig zu machen und hartnäckig die eigenen Interessen zu vertreten.

Mittel- oder langfristig ist auch daran gedacht, das Projekt durch Psychotherapieforschung zu begleiten. Konkrete Überlegungen in dieser Richtung gibt es bislang noch nicht. Vorrangig ist zur Zeit, die Initiative bei MS-Betroffenen bekanntzumachen.
InteressentInnen können sich an eine der beteiligten TherapeutInnen wenden:

Dipl.-Päd. Gerlinde Huber
Johanniterstraße 13
10961 Berlin
Tel.: (0 30) 6 92 93 16

(Erstveröffentlichung in FORUM PSYCHOSOMATIK, 1/97.)

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