Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/00

Von Preisen, Überraschungen und Entwicklungen. Das Symposium der Stiftung LEBENSNERV 1997

von Sigrid Arnade

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Ich kann leider nicht kommen. Ich bin krank.“ Diese Nachricht von Professor Dr. Dirk Revenstorf aus Tübingen finde ich zwei Tage vor dem Symposium im November 1997 auf dem Anrufbeantworter vor. Einen Moment stockt mir der Atem. Der Psychotherapieforscher war als einer der Hauptreferenten und als Teilnehmer an der abschließenden Podiumsdiskussion beim Symposium eingeplant.

Es ist klar, dass es viel zu spät ist, eine/n ErsatzreferentIn zu finden. Ein Blick in das Programm beruhigt mich aber wieder: Eine Vielzahl spannender Themen soll innerhalb eines knappen Zeitrahmens behandelt werden. Durch den bedauerlichen Ausfall von Herrn Revenstorf wird etwas mehr Luft zum Diskutieren bleiben, nehme ich an.

„Ich bin gerade in Berlin. Soll ich beim Symposium vorbeikommen?“ fragt telefonisch am Tag vor dem Symposium der Körpertherapeut Hans Krens aus den Niederlanden. Begeistert stimme ich zu, bitte ihn, sein Projekt vorzustellen und eventuell an der abschließenden Diskussion teilzunehmen.

Schließlich ist es soweit: Der Tag des Symposiums mit Preisverleihung beginnt. Die Kantine in der Parkklinik Weißensee füllt sich allmählich. Etwas nervös frage ich mich, ob nun alles wie vorgesehen klappen wird. Wird sich diese ungewöhnliche Mischung des Publikums aus Betroffenen und „Profis“ bewähren?

Der Vormittag gehört der Preisverleihung, der dritten Preisvergabe der Stiftung LEBENSNERV. (Auszüge aus dem Festvortrag sowie Kurzvorstellungen der ausgezeichneten Arbeiten durch die AutorInnen finden Sie in dieser Ausgabe, d. Red.) Wie bei den beiden vorausgegangenen Ehrungen wird auch dieses Mal der Preis zwischen zwei gleichwertigen Arbeiten geteilt. Wie beim ersten Mal handelt es sich um zwei Diplomarbeiten der Psychologie. Nur bei der Preisverleihung vor zwei Jahren wurden ein Neurologe und eine Sozialpädagogin geehrt. „Von sechs ausgezeichneten Arbeiten bei drei Preisvergaben wurde nur eine von einem Neurologen verfasst,“ denke ich und bedauere, dass wir die neurologische Fachwelt offensichtlich noch nicht haben erreichen können.

Nach der Mittagspause werden vergangene, gegenwärtige und künftige Projekte aus Forschung und Praxis vorgestellt.
Über abgeschlossene Projekte berichten Professor Dr. Arnold Langenmayr und Dr. Eckhard Dannegger. MitarbeiterInnen von Arnold Langenmayr hatten vor vielen Jahren eine Gruppe von MS-Betroffenen therapiert und mit nicht therapierten MS-Betroffenen verglichen. Die damals gewonnenen Daten werden erst jetzt an der Gesamthochschule Essen endgültig ausgewertet. Nach Langenmayrs Ausführungen ist Psychotherapie bei MS in jedem Fall sinnvoll und langfristig erfolgversprechend.

Eckhard Dannegger aus Bad Homburg hat seine Arbeit, für die er mit dem Preis der Stiftung LEBENSNERV vor zwei Jahren ausgezeichnet wurde, fortgesetzt. Er schrieb die damals befragten MS-Betroffenen wieder an und bat sie, Fragebögen auszufüllen. Er versuchte, Persönlichkeitsmerkmale, die Art der Krankheitverarbeitung und die spezifische Stressverarbeitung zu erfassen.

Sodann berichtet Dr. Uwe Strümpfel über das Projekt „Gestalttherapie für MS-Betroffene“, welches das Institut für Gestalttherapie und Gestaltpädagogik in Zusammenarbeit mit der Stiftung LEBENSNERV in Berlin durchführt.
Dr. Hans Ulrich Schmidt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf spricht danach über eine geplante Gruppenmusiktherapie für Patienten mit MS. Dieses Projekt wird genau wie die Arbeiten von Langenmayr und Dannegger finanziell durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung gefördert. Dr. Joachim Boese, Arzt bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verfolgt als Teilnehmer den Verlauf des Symposiums.

Die Musiktherapie ist nach Schmidts Auffassung ein gutes Medium für die Betroffenen, selbst die Intensität der Kommunikation zu bestimmen. Er weiß, dass das Projekt keine Hypothesen beweisen wird, hofft aber, dass es Hypothesen für weitere Forschungsaktivitäten schaffen wird.

Inzwischen ist auch Hans Krens eingetroffen. Er berichtet über tiefenpsychologische Körpertherapie für MS-Betroffene. Er geht bei MS-Betroffenen von einer sehr frühen Störung aus, bei der seiner Erfahrung nach dieses Therapieverfahren hilfreich ist.

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