Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/00

Laudatio von Dr. Hans Strenge, Universität Kiel

Teil 1 von 2 Teilen

Es ist für mich eine besondere Freude, Ihnen heute Frau Dr. Ulla Maren Schubert als Preisträgerin der Stiftung LEBENSNERV für das Jahr 2000 vorstellen zu dürfen. Ulla Maren Schubert wurde am 1. Oktober 1969 in Karlsruhe geboren, machte 1988 ihr Abitur in Neureut und begann im Sommersemester 1989 in Köln mit dem Studium der Humanmedizin, das sie im November 1996 mit der 3. Ärztlichen Prüfung abschloss.

Ihr Lebenslauf lässt eine besondere Vorliebe für Frankreich erkennen, denn bereits während des Studiums verbrachte sie ein Jahr an der Universität René Descartes in Paris und auch während ihres Praktischen Jahrs zog es sie in diese Metropole. Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete Ulla Schubert in der II. Medizinischen Klinik im Städtischen Krankenhaus Köln-Merheim.

Für den heutigen Anlass von besonderer Bedeutung ist der Umstand, dass sie offenbar noch während des Studiums den Entschluss gefasst hat zu promovieren. Diese Kleinigkeit soll sich im Nachhinein als großer und entscheidender Schritt für unsere heutige Zusammenkunft in Berlin herausstellen.

Ohne die Liaison von Ulla Schubert mit Paris überstrapazieren zu wollen, so sei doch zumindest am Rande angemerkt, dass dort vor über hundert Jahren ein Pathologe namens Jean Cruveilhier gewirkt und 1835 die erste Beschreibung von typischen spinalen Herden bei Multipler Sklerose gegeben hat, und dass die klinischen Besonderheiten der Erkrankung erstmals ausführlich von Jean Marie Charcot 1872 in seinen berühmten Vorlesungen an der Salpêtrière, wiederum in Paris, herausgestellt wurden.

Zufall oder nicht: Jedenfalls entschied sich Frau Schubert, am Institut für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Köln ihre Dissertation zu verfassen, mit der sie am 9. Februar 1999 promovierte.
Das Thema ihrer Arbeit lautete: " Subjektive Krankheitstheorie bei Multiple Sklerose Patienten"

Frau Schubert untersuchte Patienten und Patientinnen mit klinisch gesicherter MS, die vor mehreren Jahren in der Neurologischen Poliklinik der Universität zu Köln behandelt worden waren. Sie führte mit großem personellen und zeitlichen Aufwand testpsychologische Untersuchungen durch und benutzte halbstrukturierte und offene Interviews, um dem Krankheitskonzept der Betroffenen auf die Spur zu kommen. Die Kombination von mehreren Erhebungsinstrumenten machte ein vertieftes Verständnis für die biographische Anamnese und die wichtige Erfassung von Emotionen möglich. Dabei konnte Frau Schubert in besonderer Weise den spezifischen Erfordernissen dieser Erkrankten gerecht werden, vermied systematische Fehler bei der Datenerhebung schon im Vorfeld und schöpfte gleichzeitig ein Maximum an Information aus.
Die faktorenanalytische Auswertung der Kausalattribution, also der in die Vergangenheit gerichteten Frage: "Was hat mich krank gemacht?" ergab, dass in der Meinung der MS-Patienten die "Erschöpfung der Abwehrkräfte" dabei ganz im Vordergrund stand, aber auch Stress in seinen verschiedenen Formen.

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