Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/05

Bücherkiste


Henze, Thomas (Hg.): Symptomatische Therapie der Multiplen
Sklerose. 185 Seiten, Thieme-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN:
3-13-133471-1, 44,95 Euro

Unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Henze hat eine Arbeitsgruppe
des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) dieses Buch erarbeitet.
Es beschäftigt sich nur in der Einführung mit immunmodulatorischen Therapien. In seinem
Hauptteil ist es ganz den symptomatischen Therapien (Behandlung einzelner Symptome ohne den Anspruch,
den Verlauf der MS zu beeinflussen) gewidmet. Damit ist es als erstes deutschsprachiges, umfassendes
Werk zu dieser Thematik zu bezeichnen.
15 Symptome oder Symptomkomplexe der Multiplen Sklerose werden in 15 Kapiteln besprochen.
Innerhalb der Kapitel findet sich eine wiederkehrende Gliederung: „Definition und funktionelle
Bedeutung“, „Kurze Hinweise zur Pathophysiologie“, „Messmethoden“, „Therapieziele“, „Therapie“,
„Zusammenfassung“, „Literatur“. Insofern ist das Buch übersichtlich und klar strukturiert. Das 16. Kapitel
beschäftigt sich mit Fragen der Rehabilitation, im letzten Kapitel geht es um die palliative Therapie
(Therapie ohne Heilungsaussichten gegen Ende des Lebens). Ein ausführliches Stichwortverzeichnis
schließt das Werk ab.
Die medizinisch-fachliche Qualität des Buches kann ich nicht beurteilen. Positiv fällt aber auf, dass
in einem Kapitel bei den Behandlungsmaßnahmen von der „Einbeziehung des Patienten, seiner Angehörigen,
Physiotherapeuten, ggf. Pflegekräfte sowie Hilfsmittel-Versorger in die Behandlung“ die
Rede ist. An einigen anderen Stellen wird bei den Therapiezielen von der „Steigerung der Lebensqualität“
sowie der „Verminderung des subjektiven Leidensdrucks“ gesprochen. Positiv zu erwähnen
ist auch die Erklärung von Fremdwörtern im Kapitel über „Schmerzen und Sensibilitätsstörungen“.
Eine derartige Erklärung fehlt allerdings in allen anderen Kapiteln. Menschen mit MS sind in medizinischen
Dingen zwar meist sehr belesen und aufgeklärt. Dennoch erwarte ich von einem Buch,
das sich ausdrücklich auch an die Betroffenen und ihre Angehörigen wendet, dass es von medizinischen
Laien verstanden werden kann und Fremdwörter weitgehend vermieden oder aber erklärt
werden. Das ist hier leider nicht der Fall. Die rein männliche Sprache
passt auch nicht zu einer Krankheit, von der überwiegend Frauen betroffen sind. Ein weiteres
sprachliches Ärgernis ist die Zwischenüberschrift „Der schwierige Fall“. Schließlich handelt es
sich bei MS-Betroffenen um Menschen und nicht um Fälle.
Das Thema „Kommunikation“ wird auf knapp einer halben Seite in dem 185 Seiten umfassenden
Werk abgehandelt. Besser als gar nichts, denke ich mir, aber natürlich viel zu wenig! Zu empfehlen
ist das Buch vor allem behandelnden ÄrztInnen, denn es handelt sich um ein komprimiertes, gut
strukturiertes medizinisches Fachbuch, in dem hier und da durchschillert,
dass es um Menschen geht.

Si



Auch in dieser Ausgabe stellen wir wieder Titel vor, die AutorInnen mit MS über ihr Leben mit der
Erkrankung geschrieben haben.

Renate Frommhold: In Bewegung kommen. Erfahrungsbericht
einer Multiple-Sklerose-Patientin.

142 Seiten, Pala-Verlag, Darmstadt 2005,
ISBN: 3-89566-214-3, 14,- Euro

Die Hamburgerin stellt vor ihren Erfahrungsbericht einen kurzen medizinischen Fragen-Antwort-Dialog
zu MS, den sie mit einem Neurologen führt. Zu ihrem Buch, das Ausschnitte aus ihren Tagebüchern
seit 1962 wiedergibt, schreibt sie: „Meine Erfahrungen, die ich im Umgang mit dieser
Krankheit gesammelt habe, habe ich aufgeschrieben, und mir ist klar, dass das von mir Erlittene und
Durchlebte mein ganz Eigenes ist und nur bedingt übertragbar ist. Fatal wäre es, wenn Menschen
dieses Buch als ‚Rezeptbuch‘ verstehen würden. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für den Umgang
mit dieser Krankheit – so wie es keine Pille gibt, die diese Krankheit heilt! –, aber es gibt Verhaltens-
und Denkmuster, die überprüft werden müssen, will man die Voraussetzung für einen gnädigen
Verlauf dieser Krankheit schaffen.“ Eindringlich tritt sie dafür ein, die Diagnose „MS“ auch als
Chance für einen Neuanfang zu sehen, sie will Mut machen und wünscht sich, dass durch die Lektüre
des Buches Menschen „in Bewegung kommen“.

HGH


Angelika Heinz: MS. Wie die Krankheit mein Leben veränderte.
120 Seiten, NORA-Verlag, Berlin
2005, ISBN: 3-86557-046-1,
11,- Euro

Auch Angelika Heinz will mit ihrem Buch anderen Mut und Hoffnung machen. Sie schildert Stationen
ihres Lebens seit der Kindheit bis kurz vor ihrem 40. Geburtstag. Ihre Fragen: „Haben alle MS-Kranken
das selbe Vorleben, liegt es an mangelnder Eigenliebe oder an der Überforderung seines eigenen
Körpers? Ich weiß es nicht, jeder sollte auf seinen eigenen Körper hören, das ist leichter gesagt als
getan, auch ich musste das wieder lernen.“ Barbara Heinz jedenfalls liebt und akzeptiert sich so wie sie
ist und überlegt, nach ihrem 40. Geburtstag zu heiraten.

HGH

Herbert Queißer/Heinz Kossack:
Neue Wege im Kampf gegen die eigene Multiple Sklerose.
Ein Arzt berichtet über erfolgreiche Selbstversuche, 133 Seiten,
Schibri-Verlag, Berlin-Milow
2005, ISBN: 3-937895-25-6,
12,50 Euro

Dr. Herbert Queißer lebt seit 40 Jahren mit der MS. 1965 war der seinerzeit 30-Jährige in Afrika als
Arzt tätig, als die ersten MS-Symptome auftraten. In seinem Buch, das er gemeinsam mit einem
Freund geschrieben hat, schildert er seine Suche nach neuen Wegen. Er erkennt, dass die Therapie
mit Kortisonen ihm mehr schadet als nutzt. Er experimentiert mit Vitaminen und Spurenelementen
und macht die Erfahrung, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin B1 und Zink ihm hilft.
Nun hat er über seinen Weg mit der Krankheit und den Selbstversuchen geschrieben. Im Vorwort ist
dazu zu lesen: „All den Mitbetroffenen möchte ich in diesem Buch möglichst viele Anregungen zu
Selbsthilfe und eine große Anzahl eigener Erfahrungen aus dem Alltag übermitteln. Und mindestens
genauso wichtig – ein neuer Lebensmut soll daraus für sie alle erwachsen.“

S

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