Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/08

Zur Beratungsarbeit mit chronisch kranken
und/oder behinderten Menschen mit Migrationshintergrund

Die Stiftung LEBENSNERV hat im Jahr 2008 mit der Untersuchung des Beratungs- und Unterstützungsbedarfs behinderter und/oder chronisch kranker Menschen mit Migrationshintergrund begonnen. Hintergrund ist die Tatsache, dass über die Bedarfe dieses Personenkreises nur wenige Untersuchungen vorliegen und nur ein sporadisches Angebot für diese Gruppe existiert.

Die Untersuchung erfolgt in den Jahren 2008/2009 zunächst in Form von zwei (unterschiedlich angelegten) Studien, die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beziehungsweise vom AOK-Bundesverband finanziell unterstützt werden. Beide Untersuchungen widmen sich zwar dem eben erwähnten Thema und überschneiden sich teilweise, sie gehen aber von unterschiedlichen Perspektiven her an das Thema heran:

Die BMG-geförderte Studie nimmt alle behinderten und/oder chronisch kranken Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick und untersucht aus Anbietersicht die Voraussetzungen für effektive Zugangskanäle in der Beratung. Es wird gefragt, ob die bestehenden, klassischen Beratungskanäle, die in der Regel auf einer „Komm-Struktur“ beruhen und von deutschen Anbietern stammen, für behinderte MigrantInnen wirklich geeignet sind. Über Fragenbögen/Interviews soll herausgefunden werden, welche möglichen neuen Zugangskanäle (sowohl personell, institutionell oder medial) in der Beratung dieser Zielgruppe geeignet sein könnten, und mithelfen, die bestehenden Zugangsbarrieren zu reduzieren. Dazu werden sowohl Behinderten- und Migrantenorganisationen als auch behinderte und/oder chronisch kranke Menschen mit Migrationshintergrund selbst befragt.

Die AOK-geförderte Studie untersucht die Erwartungen der NutzerInnen am Beispiel einer speziellen Gruppe von chronisch kranken Menschen (nur denjenigen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind). Sie unterstellt, dass ein interkulturell ausgerichtetes Beratungszentrum hilfreich sein könnte und fragt vor allem, welche Erwartungen MS-Betroffene mit Migrationshintergrund an ein solches Zentrum haben und wie ein solches Zentrum vom Konzept her angelegt sein müsste (vgl. dazu auch den nachstehenden Aufruf in dieser Ausgabe).

In dieser Weise sind diese unterschiedlich angelegten Studien zum einen geeignet, für sich alleine (für ihren jeweiligen Untersuchungsgegenstand) konkrete Empfehlungen zu geben. Zum anderen wird es durch einen kritischen Vergleich der Ergebnisse beider Studien auch möglich sein, eventuelle Unterschiede oder Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, die bei nur einer Studie nicht erkennbar wären. Im Licht der Ergebnisse der beiden Studien wird die Stiftung LEBENSNERV dann über ein weiteres Engagement in der Beratungsarbeit für behinderte und/oder chronisch kranke Menschen mit Migrationshintergrund entscheiden.

HGH



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