FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 24. Jahrgang, 1. Halbjahr 2014

Checkliste:
Kommerzieller Einfluss auf Patientenorganisationen

• Veröffentlicht die Selbsthilfegruppe in ihrer Zeitschrift, auf ihrer Homepage, in Infoblättern, Broschüren und Veranstaltungseinladungen eventuelle Beziehungen zu Sponsoren?

• Dürfen Unternehmen das Logo der Selbsthilfevereinigung benutzen? Ist bekannt, warum und unter welchen Bedingungen?

• Werben Firmen in den Vereinspublikationen für Arzneien und Medizinprodukte? Inserieren dort Kliniken und Reha-Einrichtungen? Unter welchen Konditionen, für welche Gegenleistungen geschieht das? Was wissen die Verbandsmitglieder über die geschäftlichen Absprachen?

• Bezahlen Unternehmen bestimmte Arbeitsplätze, Internetpräsenz oder andere Kommunikationsmittel pauschal? Wurde darüber jemals im Verband diskutiert?

• Wird akzeptiert, dass Firmen auf Kongressen der Patientenselbsthilfe Infostände aufbauen oder Industrievertreter bei Gruppenabenden und Veranstaltungen Referate beisteuern? Wird darauf geachtet, dass dann auch unabhängige Dozenten referieren?

• Gibt es gezielte Schulungen ehrenamtlicher oder bezahlter Mitarbeiter der Selbsthilfeorganisation durch Industrievertreter, etwa zu bestimmten Medikamenten?

• Wer wählt oder bestimmt die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates? Wie wird ihre Qualifikation und Unabhängigkeit geprüft?

• Wird dafür geworben, an klinischen Studien teilzunehmen? Wird dann auch darüber gesprochen, wer die Geldgeber sind und welche therapeutische Perspektive es gibt? Gibt es Bemühungen für ein Studienregister, in dem auch negative Ergebnisse publiziert werden?

• Wurde in den Gruppen vor Ort jemals gefragt, ob Zuwendungen von und Verträge mit Wirtschaftsunternehmen erwünscht sind?

• Arbeitet eine Marketingagentur für den Selbsthilfeverband? Pflegt diese auch enge Beziehungen zu Auftraggebern aus Pharma- und Medizinprodukteindustrie?

• Kommt es vor, dass persönliche Mitgliederdaten an Firmen weitergegeben werden? Falls ja: Zu welchen Zwecken?

• Ärgert es Sie, wenn ausgerechnet derjenige Arzneimittelhersteller, der Medikamente für Ihre Erkrankung produziert, in der Presseschlecht wegkommt?

• Wäre es Ihnen unangenehm, wenn Kooperationen zwischen Selbsthilfeverband und Gesundheitsunternehmen öffentlich bekannt wären oder publiziert würden?

Diese Fragen sind der Broschüre „Ungleiche Partner. Patientenselbsthilfe und Wirtschaftsunternehmen im Gesundheitssektor“ von E. Feyerabend und K.-P. Görlitzer (2008) entnommen.“

(www.vdek.com/LVen/MVP/Presse/Ungleiche-Partner.pdf)





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