FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 24. Jahrgang, 2. Halbjahr 2014

Die Behandlung der MS - haben wir nur Arzneimittel als Therapie?

von Christoph Heesen

Mit der Zulassung der ersten Interferone 1995 hat sich die Therapie der MS in den letzten 20 Jahren deutlich verändert. Inzwischen liegen 12 zugelassene Medikamente vor, 3 davon im letzten Jahr. Zulassungsstudien haben eine Reduktion der Schubrate mit Zunahme der Anzahl schubfreier Patienten (7 bis 24 von 100 in 2 Jahren) zeigen können. Auch die Entzündungsaktivität im Kernspintomogramm (Kernspin) wird deutlich beeinflusst. Weniger klar sind Effekte auf das Aufhalten der Beeinträchtigung. In Zulassungsstudien zeigen 7 bis 12 von 100 Probanden therapiebedingt keine Zunahme, Langzeitdaten werden sehr kontrovers diskutiert. Dabei zeigen die effektivsten Therapien zum Teil auch gravierende Nebenwirkungen wie opportunistische Infektionen, sekundäre Autoimmunerkrankungen und Tumore. Trotz qualitativ mäßiger Studien scheint Fampiridin Mobilität, möglicherweise aber auch andere Symptome der Erkrankung zu verbessern. Für die chronischen Verlaufsformen gibt es weiter keine überzeugenden Studiendaten. Möglicherweise könnte nach einer ganz neuen Phase-2-Studie Simvastatin eine Option sein.

Nicht-medikamentöse Therapien sind in den letzten Jahren verstärkt untersucht worden. So finden sich erste Hinweise, dass Fitnesstraining kognitive Funktionen verbessert und auch in späteren Krankheitsstadien erfolgreich eingesetzt werden kann. Eine Stressmanagementstudie hat Effekte auf das Kernspin zeigen können, Mindfulnesstechniken können die Lebensqualität verbessern und Depression lindern. Verhaltenstherapeutische Techniken sind derzeit die Interventionen mit den größten und nachhaltigsten Effekten auf MS-Fatigue. Möglicherweise kann ein Schub-Selbstmanagementprogramm, basierend auf Evidenz-basierter Patienteninformation, helfen, die Schubaktivität zu reduzieren.

Kontakt: Prof. Dr. Christoph Heesen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neurologische Poliklinik, Haus W 34, Martinistr. 52, 20246 Hamburg, heesen@uke.uni-hamburg.de





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