FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 24. Jahrgang, 2. Halbjahr 2014

Beta-Interferone: Arzneibehörde warnt vor Gefahr durch MS-Mittel

Beta-Interferone gehören zur Standardtherapie der Multiplen Sklerose. Die deutsche Arzneimittelbehörde (siehe Schreiben vom 19. August 2014) warnt jetzt: Die Immunmodulatoren könnten das Risiko für schwere Nierenschäden erhöhen.

Mehrere gebräuchliche Medikamente gegen Multiple Sklerose könnten die Gefahr erhöhen, an zwei gefährlichen Nierenleiden zu erkranken. Bei den kritischen Mitteln handelt es sich laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) um die seit vielen Jahren in der Therapie eingesetzten Beta-Interferone. Die Bonner Behörde forderte behandelnde Ärzte dazu auf, künftig bei ihren MS-Patienten verstärkt auf Anzeichen für die Nierenerkrankungen zu achten und diese unverzüglich zu behandeln.

Durch die MS-Medikamente könnte sich eine sogenannte thrombotische Mikroangiopathie (TMA) entwickeln, warnte das BfArM. Bei der Erkrankung kommt es unter anderem zu Bluthochdruck, Fieber und schweren Störungen des Nierengewebes. Zudem bestehe das Risiko eines nephrotischen Syndroms, bei dem die Nieren der Betroffenen nur noch eingeschränkt arbeiten. Zu den frühen Anzeichen zählen Ödeme und eine übermäßige Ausscheidung von Eiweiß über den Urin. Beide Erkrankungen könnten mehrere Wochen bis mehrere Jahre nach dem Start einer Behandlung mit Beta-Interferonen auftreten.

Mehrere Fälle gemeldet

Die Behörde reagiert mit ihrer Warnung auf die Meldung mehrerer Fälle der beiden Krankheiten, die mit einer Einnahme des Medikaments zusammenhängen könnten. Einige der Erkrankten starben. Das BfArM schreibt in einem Informationsblatt, die europäischen Zulassungsbehörden hätten die Meldungen bewertet und ein ursächlicher Zusammenhang mit der Einnahme der Beta-Interferone sei nicht ausgeschlossen worden. Die Warnhinweise bei den Präparaten seien für Ärzte nun entsprechend verschärft worden. MS-Patienten, die ein Beta-Interferon nehmen und die beschriebenen Nebenwirkungen an sich beobachten, sollten daher ihren Arzt aufsuchen und die Arznei nur in Absprache absetzen.

In Deutschland sind aktuell fünf Beta-Interferone zur Behandlung der bislang unheilbaren Nervenkrankheit MS zugelassen. Dazu zählen die umsatzstarken Arzneien Betaferon von Bayer sowie Rebif des Darmstädter Pharmakonzerns Merck. Betaferon war 2013 mit weltweiten Verkaufserlösen von 1,04 Milliarden Euro das zweitumsatzstärkste Medikament der Bayer-Pharmasparte. Rebif war im vergangenen Jahr mit 1,86 Milliarden Euro Umsatz sogar die Top-Arznei von Merck. Auch die Präparate Extavia des Schweizer Pharmariesen Novartis sowie die Mittel Plegridy und Avonex des US-Biohtechkonzerns Biogen Idec gehören zu dieser Medikamentengruppe.

Quelle: http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/beta-interferone-bfarm-warnt-vor-gefahr-durch-gaengige-ms-mittel-a-987208.html vom 20. August 2014





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