Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/99

Teil 2: "Neue Initiativen der Stiftung LEBENSNERV: ABM-Projekt will zur »Verbesserung der Lebensqualität MS-Betroffener« beitragen." von Bernd Thönges

Begleitdienst für MS-Betroffene

Unseren kostenlosen Begleitdienst verstehen wir nicht als Konkurrenz, sondern als sinnvolle Ergänzung bereits vorhandener Dienste in Berlin. Die Situationen, in denen er zum Einsatz kommt, sind meist so besonders, daß sie durchs Netz der etablierten Sozial- und Pflegedienste schlüpfen: Eine MS-Betroffene braucht Mobilitätshilfe nur bei Glatteis, wenn sie den Weg zum Rollstuhl, der ein paar Häuser entfernt steht, nicht alleine schafft. Die gehbehinderte Mutter sorgt sich im Stadtverkehr um die dreijährige Tochter: Was ist, wenn sie sich losreißt und über die Straße rennt? Die ehemalige Psychologiestudentin läßt sich zu einem Seminar an der Universität begleiten. Ein behindertes Ehepaar erwartet den Besuch einer MS-Betroffenen aus Rostock und benötigt eine Assistenz für die Stadtrundfahrten durchs neue Berlin.

Circa 60 InteressentInnen stehen im Augenblick auf der Warteliste der Neurologin Britta Wuttke, die alle Einsätze koordiniert. Sie nimmt die telefonischen Anmeldungen auf und besucht die Betroffenen im häuslichen Umfeld. Im persönlichen Gespräch wird dann geklärt, wie eine sinnvolle Unterstützung aussehen könnte. Mit den vorhandenen Arbeitskräften ist die Nachfrage kaum zu bewältigen, zumal eine der beiden für den Begleitdienst vorgesehenen Mitarbeiterinnen ausfällt. Deshalb wollen wir ehrenamtliche Kräfte gewinnen.

Ein Begleitdienst zählt nicht zur Grundversorgung im konventionellen Sinn. Fachkundige Pflege, behindertengerechte Wohnung, soziale Unterstützung - bei den meisten, die unsere Hilfe beanspruchen, scheint der Alltag geregelt. Doch Lebensqualität erschöpft sich nicht im Versorgtsein mit dem Notwendigen. »Für die Betroffenen ist unser Begleitdienst so etwas wie ein Luxus«, erklärt Britta Wuttke. »Doch dieser Luxus schafft ein Stück Normalität!« Auch die Wahl eines Joghurtbechers aus dem Regal des Supermarkts kann ein solcher »Luxus« sein, wenn einem gewöhnlich alles mitgebracht wird. Genauso wie die unerhoffte Begegnung im Park oder der Tratsch um die Ecke.


Begleitdienst für MS-Betroffene
Anmeldung bei der Stiftung LEBENSNERV
Montag bis Freitag 9.00 - 16.00 Uhr
Tel: (030) 4 36 35 42
Fax: (030) 4 36 44 42

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