Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/02

"Experiment Peer Counseling" -
ein neues Projekt der Stiftung LEBENSNERV
und der Fürst-Donnersmarck-Stiftung

von Sigrid Arnade

Zusammenfassung
und Ausblick

Es existiert ein großer ungedeckter Beratungsbedarf nach dem Peer Counseling-Ansatz von behinderten Menschen im allgemeinen und von MS-Betroffenen im besonderen. In den USA arbeiten Peer Counselorinnen und Counseloren hauptamtlich und konnten sich so eine berufliche Perspektive erschließen. Noch erfährt Peer Counseling in Deutschland nicht die Anerkennung wie andere Unterstützungsformen. Vermutlich ist das auch ein Grund dafür, dass trotz der positiven Erfahrungen in den USA und Europa nicht viel mehr Schulungen und finanzierte Beratungsarbeit angeboten werden.

Ein wichtiger Schritt wäre sicherlich die Entwicklung eines europäischen Peer Counseling-Curriculums, um Standards zu setzen und die internationale Anerkennung sowie den Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern zu fördern.

Wenn es um MS-Betroffene und andere chronisch kranke Menschen in der Bundesrepublik geht, kann man sicherlich sehr viel realistischere Perspektiven aufzeigen: Es ist wichtig, ein sinnvolles Curriculum für die Schulung von Peer Counselorinnen und Counseloren für die Beratung von MS-Betroffenen und auch für die Beratung anderer chronisch kranker Menschen zu entwickeln. Anschließend sollte das Curriculum in Schulungen realisiert werden, um dem wichtigen Beratungsbedürfnis von MS-Betroffenen besser als bisher entsprechen zu können.

Die beiden Stiftungen Fürst Donnersmarck und LEBENSNERV haben wir diese Notwendigkeiten erkannt und sich auf den Weg gemacht. Weitere Kooperationspartnerinnen und -partner sind jederzeit herzlich willkommen! Schließlich geht es nicht um Konkurrenz, sondern um eine sinnvolle Unterstützung MS-Betroffener und auch anderer chronisch kranker Menschen.

Das gemeinsame Projekt der beiden Stiftungen besteht zunächst aus drei Stufen:

Danach wird es dann richtig spannend, weil dann mit den praktischen Schulungen und der praktischen Beratungsarbeit in größerem Stil begonnen werden kann.

Enden möchte ich mit dem Zitat einer behinderten Amerikanerin, die in einer Gruppe Gleichbetroffener beraten wurde: "Ich habe begonnen wahrzunehmen, dass die Behinderung nicht das Ende der Welt bedeutet. Mit Hilfe der Gruppe konnte ich den Heilungsprozess beginnen. Ich werde allmählich stark durch wachsende Selbstachtung und Selbstbewusstsein."5 Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.




1 Modifiziert nach: Peter van Kan, Stefan Doose: Zukunftsweisend - Peer Counseling & Persönliche Zukunftsplanung. bifos-Schriftenreihe, Kassel, 1999, S. 23


2 Adolf Ratzka: Aufstand der Betreuten: STIL - Persönliche Assistenz und Independet Living in Schweden. In: Anneliese Mayer und Jutta Rütter (Hrsg.): Abschied vom Heim - Erfahrungsberichte aus Ambulanten Diensten und Zentren für Selbstbestimmtes Leben. AG SPAK, München, 1988, S. 199


3 Adolf Ratzka: Aufstand der Betreuten: STIL - Persönliche Assistenz und Independet Living in Schweden. In: Anneliese Mayer und Jutta Rütter (Hrsg.): Abschied vom Heim - Erfahrungsberichte aus Ambulanten Diensten und Zentren für Selbstbestimmtes Leben. AG SPAK, München, 1988


4 Peter van Kan, Stefan Doose: Zukunftsweisend - Peer Counseling & Persönliche Zukunftsplanung. bifos-Schriftenreihe, Kassel, 1999, S.31


5 Marsha Saxton: A Peer Counseling Training Program for Disabled Women: A Tool for Social and Individual Change. In: Mary Jo Deegan and Nancy A. Brooks: Women and Disability. The Double Handicap. Transaction Books, New Brunswick (USA) and Oxford (UK), 1984

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