Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 2/03

ExpertInnen erarbeiten ein Curriculum

„Lebensbegleitende Beratung“
Ergebnisse eines Peer-Counseling-Workshops

Ein kaltes, aber sonniges Märzwochenende. Im Bildungszentrum Erkner, das am östlichen Stadtrand von Berlin liegt, trafen sich auf Einladung der Stiftung LEBENSNERV 18 ExpertInnen zu einem Intensiv-Workshop. Sie wollten die Kernpunkte für ein Curriculum „Lebensbegleitende Beratung“ erarbeiten. Nach diesen Curriculum soll dann die Pilotweiterbildung der Stiftung LEBENSNERV in den Jahren 2004/2005 erfolgen (vgl. zur Projektbeschreibung auch FP 1/2003, S. 10 ff). Die vorwiegend selbst von MS betroffenen oder behinderten ExpertInnen kamen aus den Bereichen der bereits existierenden „Peer-Counseling-Ausbildung“ der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben - ISL e.V. und aus dem Bereich „MS-Betroffene/PsychologInnen/-BeraterInnen“ der Stiftung LEBENSNERV. Außerdem nahm die Geschäftsführerin des Landesverbandes Brandenburg der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft - DMSG teil, sowie die Leiterin der Abteilung Dienstleistungen der Schweizerischen MS-Gesellschaft - SMSG. In der Anfangsdiskussion wurde zunächst festgestellt, dass es nicht darum geht, welche Beratung „besser oder schlechter“ ist, die von nichtbetroffenen Profis oder die von MS-Betroffenen selber. Wichtig sei, dass mit dem „Peer-Counseling“ ein ergänzendes Beratungsangebot geschaffen werde und die Betroffenen die Wahlmöglichkeit haben, sich für ein Beratungsangebot zu entscheiden. Im Workshop wurden dann - in zwei gleich großen und themengleichen Arbeitsgruppen - drei Hauptfragen intensiv diskutiert:
• Welche Zielgruppen werden
für die Weiterbildung angesprochen?
• Wie sehen die Inhalte der
Weiterbildungen aus?
• Wie sehen die Rahmenbedingungen
der Weiterbildungen aus?

Das themengleiche Verfahren wurde gewählt, um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können und festzustellen, inwieweit sich die Ergebnisse überschneiden. Vorab ist festzustellen, dass es eine sehr hohe Übereinstimmung in allen drei Arbeitseinheiten gab, sodass die gewonnenen Ergebnisse als „sehr zuverlässig“ gelten können.

Zielgruppen der Weiterbildung

Zu den Kriterien einer Teilnahme wurde nach „unbedingt“ und „erwünscht“ unterschieden. Als „unbedingt“ für eine Teilnahme erforderlich angesehen wurde:
• Identität als chronisch krank oder behindert
• Offenheit für eine ganzheitliche Sicht von MS
• Auseinandersetzung mit eigener Erkrankung/Akzeptanz der Erkrankung
• Identifikation mit der Idee des
„selbstbestimmten Lebens“
• Authentizität, Offenheit
• Bewerbungsschreiben mit Darstellung der eigenen Motivation,
Fähigkeiten und Perspektiven
Als „erwünscht“ wurde festgehalten:
• (Beratungs-)Erfahrung in Selbsthilfegruppen
(Gesprächsgruppen)
• Erfahrungen mit anderen chronisch Erkrankten
Eine bestimmte Ausbildung in einem (psychosozialen) Grundberuf wurde nicht für erforderlich gehalten. Es sollten keine Neuerkrankten ausgebildet werden. Bei Personen mit psychiatrischer Vorerkrankung sollte die Erkrankung thematisiert werden



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