Erstinformation zu MS
bei TRIAS
Günter Krämer / Roland Besser:
Multiple Sklerose. Antworten auf die häufigsten Fragen. Hilfreiche
Erstinformationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte. 5.
überarbeitete und aktualisierte Auflage, TRIAS-Verlag Stuttgart
2003, 232 S. 19,95 Euro
ISBN: 3-8304-3060-4
Dieser neu bearbeitete Ratgeber aus schulmedizinischer Sicht ist für Erstbetroffene, Angehörige und alle Interessierten gedacht. Er ist in einem übersichtlichen Frage-Antwort-Stil strukturiert, sodass man leicht und schnell alle gewünschten Informationen findet. Es gibt ausführliche Teile über die medizinischen Grundlagen (etwa „Wie funktionieren Nervenzellen?“) sowie über die unterschiedlichsten Bereiche des täglichen Lebens („Kann man mit Multipler Sklerose Sport treiben?“ oder „Muss eine Multiple Sklerose dem Arbeitgeber mitgeteilt werden?“). Ein Adressen- und Literaturverzeichnis findet sich zum Ende des Buches.
Mir hat besonders der angenehm zurückhaltende Stil des Ratgebers gefallen, zum Beispiel wenn es um die Langzeitfolgen medikamentöser Behandlung geht: „Grundsätzlich möchten wir vor übertriebenen Erwartungen an eine Langzeittherapie der MS warnen, auch mit Interferon-beta und Glatirameracetat. Es gibt nach wie vor kein „Wundermittel“, und auch unter diesen Medikamenten fühlen sich die meisten Betroffenen nicht besser, obwohl sich viele dies zumindest anfänglich erhofft haben. Behandlungserfolge sind „statistisch“ und geben nur an, wie eine große Gruppe von Patienten im Durchschnitt im Vergleich zu einer unbehandelten Gruppe auf die Behandlung anspricht.“ (S. 159)
Was aus meiner Sicht etwas zu kurz kommt, ist die Bedeutung einer umfassenden psychosozialen Beratung und die Bedeutung der Psychotherapie. Nicht verstehen kann ich auch die Warnung vor möglichen Folgen eines Besuchs von Selbsthilfegruppen. Diese werden zwar prinzipiell empfohlen, aber trotzdem schreiben die Autoren: „MS-Betroffene mit erst leichten Störungen können erschrecken, wenn sie mit allen erdenklichen Schweregraden und Krankheitsverläufen konfrontiert werden und von allen möglichen Problemen hören, die noch auf sie zukommen können.“ (S. 211) Aus unserer Erfahrung kann es gerade auch sehr hilfreich und Mut machend für Neubetroffene sein, anders (und auch schwerer) Betroffene mit ihren Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung zu erleben.
HGH
Dialog von Körper und Seele
Hans Morschitzky/Sigrid Sator:
Wenn die Seele durch den Körper spricht. Psychosomatische Störungen
verstehen und heilen. Walter Verlag, Düsseldorf und Zürich
2004, 233 S., 16,50 Euro; ISBN:
3-530-40162-5
„Ich fühle mich krank, doch kein Arzt weiß wirklich, was ich habe.“ So lautet die resignierte Feststellung vieler Menschen, wenn die Ursache ihrer Krankheit im Dunkeln bleibt und die Diagnose „einfach psychosomatisch“ heißt. Doch körperliche Störungen sind immer ein komplexes Zusammenspiel von psychischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren, so die AutorInnen des vorliegenden Titels. Sie stellen eine Vielzahl von psychosomatischen Krankheitsbildern dar, am Beispiel von Organen wie etwa Herz, Magen, Darm, Haut, Kopf oder Blase.
Laut Klappentext soll es sich um „das erste populäre Buch zur Psychosomatik“ handeln. Leider wird dies meines Erachtens durch die nach wie vor häufigen Fachbegriffe nicht wirklich eingelöst. Ebenso fehlt mir (es handelt sich um eine Neuerscheinung von 2004!) die Erwähnung und Einordnung der Psychoneuroimmunologie (PNI), die sich ja gerade mit dem Zusammenwirken von Körper und Psyche auf naturwissenschaftlichem Hintergrund beschäftigt.
HGH
Gewaltfreie Kommunikation:
Worte können Fenster sein – oder Mauern
Marshall B. Rosenberg:
Gewaltfreie Kommunikation. Aufrichtig und einfühlsam miteinander sprechen.
Junfermann-Verlag, Paderborn
2003, 210 S., 18,- Euro,
ISBN: 3-87387-454-7
„Du Idiot!“ - „Immer willst du, dass sich alles um dich dreht!“ - „So ein Blödsinn!“ Sprachfiguren aus unserem Alltag, die häufig einfach so dahin gesagt werden, ohne dass die Sprechenden groß darüber nachdenken. „Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als gewalttätig, dennoch führen unsere Worte oft zu Verletzung und Leid - bei uns selbst oder bei anderen“, schreibt der Konfliktmediator Marshall B. Rosenberg in seinem Werk „Gewaltfreie Kommunikation“. Um aus den verletzenden, gewohnheitsmäßigen Reaktionen einen bewussten sprachlichen Ausdruck zu machen, entwickelte er – unter anderem inspiriert von der humanistischen Psychologie seines Lehrers Carl Rogers - die „Nonviolent Communication (NVC)“, in der deutschen Abkürzung auch GFK genannt.
„Als ich mich mit den Umständen beschäftigte, die unsere Fähigkeit beeinflussen, einfühlsam zu bleiben,“ schreibt Rosenberg, „war ich erstaunt über die entscheidende Rolle der Sprache. Seitdem habe ich einen spezifischen Zugang zur Kommunikation entdeckt - zum Sprechen und Zuhören - , der uns dazu führt, von Herzen zu geben indem wir mit uns selbst und mit anderen auf eine Weise in Kontakt kommen, die unser natürliches Einfühlungsvermögen zum Ausdruck bringt. Ich nenne diese Methode Gewaltfreie Kommunikation und benutze den Begriff Gewaltfreiheit im Sinne von Gandhi: Er meint damit unser einfühlendes Wesen, das ich wieder entfaltet, wenn die Gewalt in unseren Herzen nachläßt.“
Zusammengefasst wird das Modell der GFK durch vier Komponenten
beschrieben:
Beobachtung ohne Bewertung
(„Wenn ich sehe, höre ...“)
Aussprechen der dabei erlebten
Gefühle („Ich fühle mich, ...;
Ich bin ...)
Verbalisieren der Bedürfnisse,
die hinter den Gefühlen stehen
(„Weil ich ... brauche, gerne
hätte, möchte...“)
Äußern einer konkreten Bitte
(„Und würdest du bitte...“)
Anwenden lässt sich die GFK in jeder Situation, sowohl im privaten Bereich unter FreundInnen oder Paaren als auch in Krisengebieten im Nahen Osten. Rosenberg schildert dies in seinem Buch mit vielen plastischen Beispielen.
Weitere Informationen zur GFK findet man in deutscher Sprache unter www.gewaltfrei.de (hier gibt es auch eine kostenlos herunterladbare 17-seitige Einführung in die GFK) oder auf Englisch unter www.cnvc.org (Center for Nonviolent Communication).
HGH
Witze erlaubt?!
Phil Hubbe: Der Stuhl des Manitou.
Behinderte Cartoons. Lappan-
Verlag 2004, 48 S., 9,95 Euro,
ISBN: 3-8303-3097-9
Darf man über Behinderte Witze machen? Darf man über die MS Witze machen? Dieses Thema ist schon oft diskutiert worden. Die Antwort fällt oft abhängig davon aus, ob die Person selbst behindert ist: Während viele behinderte Menschen der Meinung sind, dass solche Witze wichtig und notwendig sind, schrecken nichtbehinderte Menschen häufig bei Behindertenwitzen zurück.
War es bis vor kurzem nur der amerikanische Cartoonist John Callahan, der seine rabenschwarzen Zeichnungen in Deutschland beim Eichborn-Verlag publizierte, so hat jetzt der Lappan-Verlag einen Cartoon-Band des Magdeburgers Phil Hubbe auf den Markt gebracht. Hubbe, Jahrgang 1966, ist seit 1985 selbst an MS erkrankt und zeichnet regelmäßig für über 20 Tageszeitungen und Zeitschriften, etwa in der „Handicap“. Jetzt liegt sein erstes Buch vor - von FreundInnen und KollegInnen ermutigt, machte er auch die MS zum Thema seiner Cartoons. Meine Meinung: ein absolutes Muss! Schade nur, dass der Titel lediglich 48 Seiten umfasst. Doch solange, bis der nächste Band erscheint, kann man sich auf der Seite www.hubbe-cartoons.de amüsieren.