Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/09
Gisela Hermes



Durchführung als Pilotstudie

Da es einerseits für die Messung einer Veränderung durch ein Empowerment- Training noch kein geeignetes Instrument gibt und andererseits die Konzepte von Empowerment und Salutogenese/Kohärenzgefühl stark verwandt sind, lag es nahe, den SOC-Fragebogen zur Lebensorientierung als Messinstrument für eine etwaige Veränderung des SOC und damit als Erfolg oder Misserfolg eines Empowerment-Trainings einzusetzen.

Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel konnte die Wirksamkeit des Empowerment-Trainings der Stiftung LEBENSNERV jedoch nur in Pilotform mit einer relativ kleinen Anzahl von TeilnehmerInnen (n=12) und nur mit einem Untersuchungsinstrument (dem SOC- 29-Fragebogen) untersucht werden. Dies bedeutet, dass die in dieser Studie vorgelegten Ergebnisse nur eine erste Richtung vorgeben und unbedingt der Weiterführung und Vertiefung bedürfen. Im Rahmen eines solchen Empowerment- Trainings kann es außerdem zu unterschiedlichenWirkfaktoren kommen, die alle zur Stärkung des Kohärenzgefühls beitragen können, die aber auf Grund der mangelnden Forschungsressourcen in dieser Studie nicht untersucht werden konnten und deswegen Gegenstand weiterer Studien sein sollten. DieseWirkfaktoren sind:
• Curriculumaufbau des Trainings (Wirkung eines Mix verschiedener Einheitenaus Theorie, Selbsterfahrung, Rollenspielen, etc.)
• Vorbildwirkung / Identitätsstärkung durch das Erleben selbst MS-betroffener Trainerinnen
• Stärkende Gruppenerlebnisse im Kreise ähnlich Betroffener (Gruppen-Empowerment)
• Barrierefreier (und stärkender) Seminarrahmen in hotelähnlicher Tagungsatmosphäre (Haus in Seenähe)

Im Rahmen einer Selbstevaluation hat die Stiftung LEBENSNERV nach Abschluss der ersten Staffel eine Befragung der TeilnehmerInnen mit zwei unterschiedlichen Instrumenten vorgenommen. Zum Ende der ersten Staffel wurde noch auf dem Abschlusswochenende von allen TeilnehmerInnen ein fünfstufiger „Zufriedenheitsbogen“ ausgefüllt. Per Post und anonym wurde zusätzlich ein detaillierter Auswertungsbogen mit 13 Rubriken zu den Inhalten und den einzelnen Übungen versandt und ausgewertet. Über beide Evaluationsinstrumente konnten eine hohe Zufriedenheit der TeilnehmerInnen und eine gute Bewertung des erzielten Erfolges festgestellt werden.

Forschungsfragestellungen und forschungsmethodisches Design

In dieser Studie werden zwei Forschungshypothesen aufgestellt:
1) Es wird vermutet, dass das vorliegende Empowerment-Training „MeineStärken entdecken“ das Kohärenzerleben bei den Betroffenen fördert.
2) Es wird vermutet, dass die Personen, welche bereits ein erhöhtes Maß an Kohärenz mitbringen, viel vom Empowerment- Ansatz profitieren, da die innere Haltung dieser Menschen schon vorher eine größere Passung mit den Zielen dieser Ansätze aufweist. Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit einem hohen SOC-WERT, so die Erwartung, fällt es leichter, die Erfahrungen und Kenntnisse des Seminars im Alltag umzusetzen.
Daraus ergeben sich die beiden folgenden Forschungsfragestellungen der Pilotstudie:
1) Zeigt das Empowerment-Training eine erhöhte Kohärenz (erhöhter SOC-Wert) bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegenüber einer Kontrollgruppe?
2) Profitieren Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem anfangs hohen SOC-Wert mehr vom Empowerment-Training als Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem anfangs niedrigen SOC-Wert?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Studie wurden aus zwei Gruppen ermittelt: Da ist zunächst die Gruppe der Teilnehmenden des Empowerment-Trainings für Menschen mit Multipler Sklerose (n=12). Das erste Trainingswochenende (von insgesamt vier) hat vom 23. März bis zum 25. März 2007 stattgefunden. Im Vorfeld wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fragebogen zur Lebensorientierung zugesandt. Dieser sollte ausgefüllt und wieder zurück gesandt werden.

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um die Kontrollgruppe (n=14). Diese bestand aus am Empowerment- Training interessierten Menschen mit MS, die aber aus Kapazitätsgründen an dieser Trainingseinheit nicht mehr teilnehmen konnten und die Warteliste belegten. Auch ihnen wurde der oben genannte Fragebogen mit Rückmeldeumschlag zugesandt.

Die Mitglieder der Kontrollgruppe sind sehr gut mit den Mitgliedern der Trainingsgruppe vergleichbar, da sich die Aufteilung in die beiden Gruppen nur durch den unterschiedlichen Zeitpunkt der Anmeldung ergab: Die Mitglieder der Kontrollgruppe haben sich einige Tage oderWochen später gemeldet als die Mitglieder der Trainingsgruppe. Diejenigen, die sich für das Empowerment-Training meldeten, fühlten sich durch die Ausschreibung angesprochen – in beiden Gruppen ist also von einer vergleichbaren Motivationslage auszugehen. In keiner der beiden Gruppen gab es weitere Auswahlkriterien wie Geschlecht, Alter, Krankheitsdauer oder Behinderungsgrad.

Nach Abschluss des Empowerment- Trainings haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trainingsgruppe wieder den gleichen Fragebogen zur Lebensorientierung bearbeitet. Auf diese Weise soll festgestellt werden, wie und ob sich ihr Kohärenzgefühl durch die Teilnahme an dem Empowerment- Training verändert hat. Auch die Kontrollgruppe hat den SOC-Fragebogen zu diesem Zeitpunkt erneut ausgefüllt.









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