FORUM PSYCHOSOMATIK

Zeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 22. Jahrgang, 1. Halbjahr 2012

Die Zukunft der Psychosomatik im Zentrum der Aufmerksamkeit:

Psychosomatik-Kongress zog über 1200 Teilnehmer an

Psychische und psychosomatische Erkrankungen nehmen kontinuierlich zu. Sie sind bei Arbeitnehmern die Ursache von 11 Prozent der Krankheitstage und von rund 40 Prozent der Frühberentungen. Sieben Prozent der Bundesbürger befinden sich in einer Psychotherapie. Der Deutsche Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie stellte vier Tage lang „Die Zukunft der Psychosomatik“ in den Fokus.

„Willst Du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen“ – Den Zusammenhang zwischen Körper und Geist beschrieben bereits Hippokrates und Platon. Vom 28.–31. März befassten sich über 1200 Teilnehmer des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit der „Zukunft der Psychosomatik“. Die Technische Universität München wurde vier Tage lang zum Treffpunkt für alle Berufsgruppen, die sich mit psychischen und psychosomatischen Krankheiten befassen.

Insgesamt etwa 400 Referenten und mehr als 400 Vorträge, wissenschaftliche Symposien und Fortbildungen spannten auf wissenschaftlich hohem Niveau den Bogen von der Grundlagenforschung zur klinischen Praxis. Dabei bot sich die Gelegenheit, aktuelle Therapieverfahren, neue Modellvorstellungen zur Krankheitsentstehung, Forschung und Versorgung zu diskutieren.

Die Experten bezeichneten psychische und psychosomatische Erkrankungen als herausragendes und wachsendes Gesundheitsproblem der Bevölkerung, das künftig noch stärker zu einer gesellschaftlichen Herausforderung werde. Insbesondere die Entwicklung der „Burnout-Erkrankungen“ mache dies deutlich. Denn oftmals würden sich hinter dem umgangssprachlich verwendeten Begriff „Burnout“ andere psychische Krankheiten verbergen, beispielsweise eine Depression. Um einer Stigmatisierung zu entgehen, würden Betroffene ihre Fehlzeiten häufig mit „Burnout“ umschreiben. Es bestehe daher ein großer Handlungsbedarf, die Bevölkerung für den Umgang mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen zu sensibilisieren und Akzeptanz zu schaffen.

Ebenfalls der soziale, technologische und demographische Wandel sowie die Gefahr der Ökonomisierung des Gesundheitssystems wurden kritisch diskutiert. Eine patientenorientierte und individualisierte Behandlungsstrategie sei essentiell, es müsse künftig insbesondere die Erwartungshaltung der Patienten stärker berücksichtigt werden, um die Therapieerfolge zu optimieren. Die große Stärke der Psychosomatischen Medizin liege in der Interdisziplinarität – eben darin, Schnittpunkt verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen und gesellschaftlicher Verantwortungen zu sein.

Bislang größter Psychosomatik-Kongress

Der Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wird jährlich durch das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) und die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) ausgerichtet. Die Tagungsleitung 2012 übernahmen Prof. Peter Henningsen (Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, Dekan der medizinischen Fakultät der TU München), PD Dr. Claas Lahmann (Oberarzt Ambulanz) und Dr. Andreas Dinkel (Leitender Psychologe). Professor Henningsen, der auch Jurymitglied der Stiftung LEBENSNERV ist, bezeichnete den Kongress 2012 als bislang „größten Psychosomatik-Kongress“ des DKPM und der DGPM. Der nächste Deutsche Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie findet vom 20.–23. März 2013 in Berlin statt und steht unterdem Motto „Psychosomatik und Psychotherapie: Ein Feld – 1000 Gesichter“. Nachstehend berichten wir kurz über zwei Themenbereiche, die auf dem Kongress 2012 behandelt wurden: Die „Thesen zur Zukunft der Psychosomatik“ und „Placebo und Nocebo“.





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