FORUM PSYCHOSOMATIKZeitschrift für Psychosomatische MS-Forschung, 23. Jahrgang, 1. Halbjahr 2012 |
Was haben die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der NBA-Basketballstar Chris Wright gemeinsam? Beide leben mit der Diagnose „Multiple Sklerose“. Okay, das haben viele Menschen mit ihnen gemeinsam. Neu ist aber, dass sie, als Prominente der Politik und des Hochleistungssports, offen damit umgehen und ihre Erkrankung nicht schamhaft verstecken. Schauen wir uns die beiden einmal genauer an:
Am 16. Januar 2013 wurde Malu Dreyer zur Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz gewählt. Die Nachfolgerin von Kurt Beck gilt als mutige, zupackende Frau, die das Land aus der Krise führen will.Die Berliner Zeitung porträtiert die 51-jährige, die stets offen damit umgegangen sei, dass sie Multiple Sklerose hat. Sie habe irgendwann die Entscheidung getroffen, "dass ich mich nicht behindern lasse durch meine Erkrankung."
In dem Beitrag der Berliner Zeitung heißt es: "Kaum ein Politiker oder eine Politikerin bundesweit ist mit so viel Vorschusslorbeeren bedacht worden wie die Juristin und Ex-Staatsanwältin, die wie ihr Vorgänger aus der Pfalz stammt." Sie sei dank ihres unverwüstlich fröhlichen Naturells "beliebt wie Freibier und Hitzefrei", lautet der bekannteste Spruch über Malu Dreyer, die ihren ihren ungewöhnlichen Namen aus "Marie-Luise" komponinerte, weil ihr der Taufname nicht gefiel.
"Und Malu Dreyer traut sich das hohe Minister-Amt zu, obwohl es einer der anstrengensten Jobs in der Republik ist, obwohl sie durch die Krankheit beim Gehen behindert ist, nur kleine, vorsichtige Schritte macht und für längere Wege einen Rollstuhl braucht. Ihren Rolli, wie sie sagt", schreibt das Hauptstadtblatt.
Dreyer gilt als integer und bodenstäündig. Dazu passt, dass sie weitrer in Trier wohnen bleiben will, wo sie in Schammatdorf mit ihrem Mann, dem Trier Oberbürgermeister Klauus Jensen, und dessen Kinder lebt. Das Dorf nahe der alten Römrtstadt ist ein Modellprojekt, in dem Alte und Junge, Behinderte und Nichtbehinderte, Reiche, Nicht-so-Reiche und Arme zusammen wohnen. Es sind 300 Leute, „die Verantwortung füreinander übernehmen“, wie Dreyer sagt. Es sei wichtig, „in einer ganz normalen Umgebung zu wohnen, wo ich mich wohlfühle. Das ist so schön, das erdet mich“.
Malu Dreyer wurde am 6. Februar 1961 in Neustadt an der Weinstraße als zweites von drei Kindern geboren. Ihr Vater war Oberstudiendirektor, ihre Mutter Erzieherin. Nach dem Abitur 1980 begann sie in Mainz Anglistik und Theologie zu studieren, wechselte dann aber zum Fachbereich Rechtswissenschaften. Nach ihrem zweiten Staatsexamen 1990 arbeitete Malu Dreyer zunächst weiter als wissenschaftliche Assistentin im Fachbereich Rechtswissenschaften an der Johannes Gutenberg Universität bis sie 1991 als Staatsanwältin nach Bad Kreuznach ging. Von 1992 bis 1995 war Malu Dreyer als Mitarbeiterin des Wissenschaftlichen Dienstes des Rheinland-Pfälzischen Landtags in Mainz tätig. Dann zog es die Pfälzerin erneut nach Bad Kreuznach, wo sie am 18. Mai 1995 zur hauptamtlichen Bürgermeisterin der Stadt gewählt wurde.
Von 1997 bis 2002 war Malu Dreyer Dezernentin für Soziales, Jugend und Wohnen der Stadt Mainz. Der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, holte sie im Jahr 2002 in sein Kabinett als Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit.
Von 1997 bis 2002 war Malu Dreyer Dezernentin für Soziales, Jugend und Wohnen der Stadt Mainz. Der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, holte sie im Jahr 2002 in sein Kabinett als Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit.
Das Ministerium wurde auch nach den Landtagswahlen in 2006 und 2011 von Malu Dreyer geführt. 2012 feierte sie ihr 10jähriges Dienstjubiliäum als Sozial-, Arbeitsund Gesundheitsministerin. Am 16. Januar 2013 wurde Malu Dreyer einstimmig von den Regierungsfraktionen SPD und Grüne zur Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz gewählt. 2004 heiratete Malu Dreyer den heutigen Oberbürgermeister der Stadt Trier, Klaus Jensen. Seitdem lebt sie mit ihrem Mann in Trier.
Kommen wir nun zu Chris Wright, der bislang wohl nur eingefleischten Fans des US-amerikanischen Profi-Basketballs bekannt war. Dabei ist der 23jährige Wright ein Teamkollege des Deutschen Dirk Nowitzki, der beim Klub Dallas Mavericks unter Vertrag steht. Die ersten Symptome zeigten sich bei Wright vor gut einem Jahr im Training beim einem türkischen Basketball-Klub: er verlor die Kontrolle über seine Beine, am nächsten Morgen war das Gefühl im rechten Arm, im rechten Bein und der rechten Hand weg. Kurz darauf erhielt er die Diagnose MS. Hart für einen Basketballprofi, der vom absoluten Funktionieren seines Körpers lebt. Ein Arzt erklärte seine Karriere auch schon für beendet. Doch Wright ist ein Kämpfer, nicht nur auf dem Feld: „Zuerst wusste ich nicht, was MS ist. Nachdem ich es rausgefunden hatte, habe ich einfach versucht, positiv zu bleiben und weiter zu machen“, sagt er der Presse. „Ich habe nie meine Ziele aus den Augen verloren.“
Mehrere Monate lang stand er dann nicht auf dem Spielfeld, wurde behandelt und begann in einer unteren Liga erneut mit dem Basketball-Training. Dass Sport und MS nicht ausgeschlossen sind, haben wir in FORUM PSYCHOSOMATIK schon häufiger berichtet, vor allem langsamer Ausdauersport ist oft hilfreich. Gerade aber unsere Berichte über MS und Body Building, MS und Marathon fanden auch reges Interesse, obwohl dies Ausnahmen sein dürften.
Dass Wright jetzt einen Profi-Vertrag mit den Mavericks bekam, erfüllt ihn mit Stolz. Auf der anderen Seite war wohl auch hilfreich, dass es beim Coach der „Mavs“, Rick Carlisle, keine Vorurteile gab: „Wir geben jedem eine Chance, solange sein Spiel passt und die Einstellung gut ist“, meint Carlisle. Beginnt sich also das Bild von MS in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz langsam zu wandeln? Sind Personen wie Dreyer und Wright Vorbilder? Oder sind sie als Prominente zu weit von der Lebenswirklichkeit entfernt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, wir freuen uns darauf!
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