Stiftung LEBENSNERV,
FORUM PSYCHOSOMATIK 1/03

"Peer-Counseling" bei
LEBENSNERV

In Umsetzung dieser Überlegungen hat die Stiftung LEBENSNERV von Februar 1999 bis Ende Juni 2001 eine behinderte Gestalttherapeutin, Monika Maraun, beschäftigt, die nach dem Modell des "Peer-Counseling" Beratung für MS-Betroffene in Berlin und Umgebung angeboten hat. Die Beratung fand kostenlos in den Räumen der Fürst Donnersmarck-Stiftung statt.

Die Beschäftigung von Monika Maraun wurde mit degressiven Zuschüssen durch das Arbeitsamt gefördert. Die restlichen Mittel zur Bezahlung der Lohnkosten sowie begleitender Kosten, wie Telefon, Porto, Supervision und Beiträge zur Berufsgenossenschaft wurden durch die finanzielle Unterstützung der "Stiftung für Bildung und Behindertenförderung", der Stiftung "Arbeit für Behinderte" des Landes Berlin sowie durch die "Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranke MSK e.V." aufgebracht. Ende Juni 2001 erhielt Monika Maraun das Angebot der Fürst Donnersmarck-Stiftung, als "Peer-Counselorin" in deren neuen Abteilung "Freizeit, Bildung und Beratung" auf Basis einer unbefristeten Stelle zu arbeiten.

Das Angebot zur "lebensbegleitenden Beratung" der Stiftung LEBENSNERV stieß von Beginn an auf große Nachfrage. So konnten in diesem Zeitraum 12 Ratsuchende in 569 Beratungsstunden in wöchentlichen Abständen eine kontinuierliche Prozessbegleitung wahrnehmen. Weitere 24 Frauen und Männer ließen sich auf eine Warteliste eintragen, obwohl die Beratungsprozesse oft sehr langwierig sind.

Die Schwerpunkte der Beratungsarbeit lagen vornehmlich in der Förderung des selbstbestimmten Lebens, der Auseinandersetzung mit der Behinderung, Krankheitsverarbeitung, Beratung in familiären und beruflichen Konfliktsituationen, Erkunden von Kraftquellen, Entspannungsübungen, Bewusstwerden von angesammelten Aggressionen, Trauer und Enttäuschungen und deren Ausdruck zur Entlastung. Die Arbeit bezog sich vornehmlich auf das "Hier und Jetzt" und die Erfahrungen sollten in den Alltag integriert werden.

Gerade der Aspekt der Beratung auf "Peer-Counseling-Basis" wurde und wird immer wieder als sehr wichtig von den MS-betroffenen Ratsuchenden eingeschätzt. Demnach ist der aktuelle Bedarf sehr groß - aus der gesamten Bundesrepublik erreichten Monika Maraun und die Stiftung LEBENSNERV Anfragen nach vergleichbaren Angeboten in anderen Regionen. Leider musste bisher immer abgesagt werden - der Stiftung LEBENSNERV sind keine weiteren selbst betroffenen BeraterInnen bekannt, die diesen lebensbegleitenden, psychischen Beratungsbedarf abdecken können.



Bestehende Angebote

Es gibt seit einigen Jahren Projekte der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland - ISL e.V., in denen bereits "Peer-CounselorInnen" geschult werden. Hierbei handelt sich um eine breit angelegte, allgemeine Weiterbildung mit den Schwerpunkten Hilfsmittelberatung, Sozialrecht, Arbeitsvermittlung. Eine Weiterbildung, die Kompetenz in tiefergehender und lebensbegleitender Beratung, mit dem Schwerpunkt der psychischen Begleitung vermittelt, könnte das bestehende Angebot der ISL e.V. sinnvoll ergänzen. Gerade bei MS-Betroffenen, die sich bei einem schubförmigen oder chronisch progredienten, niemals aber vorhersagbaren Krankheitsverlauf mit sich ständig verändernden Gegebenheiten auseinandersetzen müssen, ist eine solche Begleitung unverzichtbar. Die bestehenden MS-Beratungsstellen beschäftigen zwar professionelle Kräfte, diese sind jedoch meist selber nicht behindert/chronisch krank, und ihr Beratungsschwerpunkt liegt bei medizinischen Fragen.

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